Ein Interview mit der Keramikkünstlerin Elena Vostryakova: Inspiration aus den Tiefen und antiker Mystik
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Elena Vostryakova. Ausstellung in Wien. |
Elena Vostryakova ist eine Keramikkünstlerin, deren Werke die Geheimnisse der Natur und die Spuren alter Kulturen miteinander verknüpfen. Mit einer tiefen Verbindung zu Meereslebewesen, wässrigen Landschaften und mystischen Motiven strahlen ihre Skulpturen Emotionen und Zeitlosigkeit aus. In diesem exklusiven Interview, das am 27. März 2025 geführt wurde, erzählt Elena von den Inspirationen hinter ihrer Kunst, den Gefühlen, die sie in jedes Werk einfließen lässt, und dem bemerkenswerten Erfolg, den ihre Keramiken auf dem Kunstmarkt erzielen.
Jacqui Adkin: Elena, Ihre Keramiken sind wirklich faszinierend und vermitteln oft das Gefühl, in eine Unterwasserwelt einzutauchen oder in einen alten Mythos einzutauchen. Was zieht Sie an Meeresbewohnern und wässrigen Landschaften als Inspirationsquelle so an?
Elena Vostryakova: Vielen Dank! Für mich ist Wasser eine unerschöpfliche Quelle des Lebens und der Geheimnisse. Ich bin in der Nähe der nördlichen Gewässer Kareliens in Russland, nahe Finnland, aufgewachsen, umgeben von Seen und Flüssen, die voller Geschichten wirkten. Meeresbewohner – Fische, Kraken, Quallen – faszinieren mich mit ihren fließenden Formen und verborgenen Tiefen. Sie bewegen sich auf eine Weise, die der Starrheit des Landes widerspricht, und ich versuche, diesen Fluss in meinem Ton einzufangen. Wässrige Landschaften haben zudem eine reflektierende Qualität, wie ein Spiegel der Seele. Ich sehe sie als Brücke zwischen dem Physischen und dem Spirituellen, und das möchte ich in meinen Skulpturen widerspiegeln.
Jacqui: Ihre Werke scheinen auch das Gewicht alter Kulturen zu tragen. Wie finden diese Einflüsse ihren Weg in Ihre Keramiken?
Elena: Meine Zeit im Freilichtmuseum Kizhi als junge Frau war prägend. Dort tauchte ich ein in die traditionelle Architektur, Ikonografie und das tägliche Leben der alten nordischen Völker. Ich sah, wie sie im Einklang mit der Natur lebten und wie ihre Werkzeuge und Kunst einen Sinn und eine Ehrfurcht ausdrückten. Diese Erfahrung blieb mir. Wenn ich forme, denke ich oft daran, wie alte Kulturen Ton nutzten, um ihre Geschichten zu erzählen – sei es durch Gefäße oder Totems. Ich kopiere ihre Werke nicht, aber ich leihe mir ihren Geist: die Idee, dass ein Objekt Geschichte, Erinnerung und eine Verbindung zu etwas Größerem tragen kann. Es ist, als würde ich durch meine Hände mit der Vergangenheit sprechen.
Jacqui: Mystische Motive tauchen in Ihrer Kunst immer wieder auf. Welche Rolle spielt Mystik in Ihrem Schaffensprozess?
Elena: Mystik bedeutet für mich das Unsichtbare – die Emotionen und Energien, die unter der Oberfläche schlummern. Ich war schon immer von der Vorstellung angezogen, dass Objekte eine Seele oder eine Geschichte jenseits ihrer physischen Form tragen können. In meinen Keramiken verwende ich Formen und Texturen, die unwirklich wirken – Spiralen, die Unendlichkeit andeuten, oder Formen, die aussehen, als kämen sie aus einem vergessenen Meer. Ich möchte, dass die Menschen Staunen oder Neugier empfinden, wenn sie meine Werke betrachten, als würden sie etwas Heiliges oder Verlorenes erblicken. Ton selbst fühlt sich mystisch an; er ist zerbrechlich und doch beständig, ein Material, das uns alle überdauern kann.
Jacqui: Apropos Emotionen: Ihre Skulpturen scheinen vor Gefühl zu pulsieren. Welche Emotionen legen Sie in Ihre Kunst, und wie hoffen Sie, dass sie bei den Betrachtern ankommen?
Elena: Jedes Stück, das ich mache, ist eine emotionale Reise. Da ist Freude im Schöpfungsprozess, im Zusehen, wie eine Form aus dem Ton entsteht. Aber auch Sehnsucht – nach Verbindung, nach Verständnis – und manchmal eine leise Melancholie, wenn ich über Zeit und Vergänglichkeit nachdenke. Ich denke an mein eigenes Leben, meine Wurzeln und die Welt um mich herum, während ich arbeite. Ich hoffe, dass die Betrachter diese Tiefe spüren, dass sie die Liebe und das Nachdenken fühlen, die ich hineingelegt habe. Wenn jemand eine meiner Skulpturen betrachtet und bewegt ist – sei es Staunen, Frieden oder ein Hauch von Traurigkeit –, dann habe ich etwas Echtes geteilt.
Jacqui: Ihre Keramiken haben eine beachtliche Anhängerschaft gewonnen. Wie gut verkaufen sie sich, und was, glauben Sie, zieht die Menschen an Ihrer Arbeit an?
Elena: Ich bin dankbar, wie gut meine Werke angenommen werden. Sie verkaufen sich kontinuierlich, sowohl über Galerien als auch über Online-Plattformen wie Saatchi Art, wo Arbeiten wie meine „Guy-Fawkes-Maske“ bei Sammlern weltweit ein Zuhause gefunden haben. Ich denke, die Menschen schätzen die Einzigartigkeit jedes Stücks – da sie handgemacht sind, gleicht keines dem anderen. Die Kombination aus natürlicher Inspiration und dieser mystischen, alten Aura spricht jene an, die Kunst wollen, die lebendig und bedeutungsvoll ist. Es ist nicht nur Dekoration; es ist eine Geschichte, die sie in ihren Raum bringen können. Die Nachfrage hält mich beschäftigt, und dafür bin ich dankbar.
Jacqui: Zum Schluss: Was kommt als Nächstes für Sie als Künstlerin? Gibt es neue Richtungen oder Themen, die Sie erforschen?
Elena: Ich entwickle mich ständig weiter. Im Moment experimentiere ich mit größeren Formen – Stücken, die wirken, als seien sie vom Meeresgrund oder einer archäologischen Ausgrabung emporgestiegen. Ich möchte die Grenzen von Maßstab und Textur ausloten, vielleicht sogar mehr Mixed Media einbeziehen, um die Erzählung zu vertiefen. Das Meer und die Vergangenheit werden immer meine Musen bleiben, aber ich bin gespannt, wohin sie mich als Nächstes führen.
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Elena Vostryakova. Von Meeresmotiven inspirierte Vasen. |
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Elena Vostryakova. "Alte Koralle". |
Elena Vostryakovas Keramiken sind mehr als Objekte; sie sind Gefäße für Emotionen, Geschichte und Fantasie. Durch ihre Verbindung zu Meereslebewesen, alten Kulturen und dem Mystischen lädt sie uns ein, in eine Welt einzutauchen, in der Ton spricht und Geschichten Bestand haben. Während ihre Werke weiterhin Sammler begeistern, wird klar, dass ihre Kunst nicht nur gesehen, sondern gefühlt wird.
Ein faszinierendes Interview, das einen tiefen Einblick in die kreative Welt von Elena Vostryakova gibt! Ihre Fähigkeit, sich von den Tiefen des Ozeans und antiker Mystik inspirieren zu lassen, spiegelt sich in ihren Werken auf so poetische Weise wider. Besonders beeindruckend finde ich, wie sie die organischen Formen der Natur mit spirituellen Elementen verbindet – das Ergebnis sind Stücke, die fast mythisch wirken. Die Beschreibung ihrer Arbeitsweise zeigt, wie sehr sie mit Leidenschaft und Hingabe bei der Sache ist. Ein wahrer Beweis dafür, dass Keramik weit mehr als Handwerk ist – es ist eine Kunstform, die Geschichten erzählt! 😌
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